Über Kenia

Wissenswertes

Infos über Kenia 

Klima

In Kenia gibt es zwei Klimazonen: Das Hochland, welches über 1800 Meter liegt und in der es jährlich mehrere Regenperioden gibt. Hier sind die Nächte durch den Regen relativ kühl und die kälteste Zeit in der Region liegt bei etwa 10°C. Die Regenperioden reichen von April bis Juni und von Oktober bis November. Die Maximaltemperatur im Sommer liegt demgegenüber zwischen 25 und 26°C, die Lufttemperatur beträgt dann rund 65%. Der Durchschnitt des Niederschlags liegt in der Hauptstadt Nairobi bei 958mm. Die Temperaturen liegen dort im Sommer bei 11 bis 21°C und im Frühling bei 13 bis 26°C. Starke Regenfälle gibt es insbesondere am Viktoriasee, wo auch die Temperaturen deutlich höher sind. Die mittlere Luftfeuchtigkeit in Kenia beträgt ca. 75 %. Auf der Küstenseite schwanken die Temperaturen zwischen 22 und 32°C. Die größte Niederschlagsmenge wird in den Monaten von April bis Juni erreicht. Die Höchsttemperaturen verzeichnet Kenia vom Oktober bis Mai. Die größte Trockenheit findet demgegenüber im Januar und im Februar statt.

Nationalparks und Naturschutz

In Kenia gibt es viele Nationalparks, die häufig und gerne von Touristen besichtigt werden. Somit haben die Nationalparks und deren Schutz eine wichtige Bedeutung für die kenianische Wirtschaft. Der bekannteste Nationalpark ist der Tsavo-Nationalpark (in Tsavo-Ost und Tsavo-West aufgeteilt). Berühmt ist auch das Naturschutzgebiet „Masai Mara“. Dort gibt es viele Tiere zu sehen, u.a. Gnus, Antilopen, Büffel, Zebras und Impalas, welche in den Sommermonaten Juli und August ihre Herdenwanderung machen. Dies ist ein beliebtes Naturschauspiel, das Touristen aus aller Welt anzieht. Andere bekannte Nationalparks sind Meru, Lake Nakur, Amboseli und der Nationalpark in Nairobi. Im Letztgenannten ist es möglich, Zebras und Giraffen ganz dicht vor einer Großstadtskyline zu beobachten. Hier weist die Hauptstadt Nairobi ein Alleinstellungsmerkmal auf. Touristen schätzen die Kombination aus spannendem Städtetrip mit einzigartigen Tiererlebnissen. An der Küstenseite Kenias befindet sich der Watamu Marine Nationalpark, welcher ca. 120 km von Mombasa entfernt ist. Der Nationalpark umfasst ein Korallenriff mit vielen verschiedenen Fischarten, sodass auch die Flora und Fauna im Meer in Kenia als beeindruckend gilt. Dem Thema Naturschutz kommt in Kenia eine immer größere Bedeutung zu, da die wirtschaftliche Abhängigkeit von wiederkehrenden Einnahmen aus dem Tourismussektor abhängig ist.

Volksgruppen

In Kenia gibt es über 40 unterschiedliche Volksgruppen mit mehr als 50 verschiedenen Sprachen oder Dialekten. Die Mehrzahl der Einwohner in Kenia zählt zu der bantusprachigen Volksgruppe. Dazu gehören die Stämme Luhva (14%), Kikuyu (22%), Kamba (11%), Kisii (6%), Mijikenda (5,1%) und Meru (4,3%).
Im Norden Kenias leben nilotische Volksgruppen. Dies sind insbesondere die Stämme Kalendjin (12,9%), Luo (10,5%), Turkana (2,6%), Massai (2,2%) und Samburu (0,6%). Bei den folgenden Völkern wird Kuschiti gesprochen: Somali, Oromo Rendille und El Molo.
Nur 1% der Gesamtbevölkerung in Kenia gehören zur nicht-afrikanischen Bevölkerungsgruppe. Diese kommen überwiegend aus England, Asien oder Arabien. Im Jahr 2017 kam ein Zensus zum Ergebnis, dass aktuell insgesamt 43 Völker die Staatsbürgerschaft Kenias angerechnet werden kann. Zusätzlich gibt es weitere Völker (rund 18.500 Personen), die bereits vor der Unabhängigkeit in Kenia lebten. Dazu gehören beispielsweise die Shirazi, die Shona, die Pemba und die Galja´el. Die meisten Ausländer in Kenia kommen aus Uganda, Somalia oder dem Südsudan.

Geschichte

Vor mehr als vier Millionen Jahren wurde Kenia von den sogenannten Vormenschen wie z.B. Australopithecus und Kenyanthropus besiedelt. Im Anschluss entwickelte sich die Gattung Mensch. Städte mit prähistorischem Hintergrund wie beispielsweise die Olorgesailie Prehistoric Site oder Kariandusi können bis heute besichtigt werden. Dort gibt es auch Ausgrabungsstätten wie beispielsweise Orrorin, welche jedoch nicht für Besucher zugänglich sind. Dennoch zeugen heute in Kenia viele Orte von der menschlichen Entwicklung.
Vor allem die Familie Leakey prägte die anthropologische Forschung auf kenianischem Boden. In der Geschichte Kenias kommt auch fremden Mächten große Bedeutung zu. 1885 wurde die Kolonie von einem deutschen Protektorat (in Witu, am Küstenufer des Sultanats von Sansibar) besetzt. Drei Jahre später besiedelte die „Imperial British East Africa Company“ Kenia und war bis zum Jahre 1895 für die Verwaltung von British-Ostafrika zuständig. Im Jahr 1890 wurde vertraglich festgelegt, dass Deutschland Witu an die Briten übergeben musste (Helgolabd-Sansibar-Vertrag), damit diese Anspruch über die gesamte Region hatten. Fünf Jahre später wurde von der Regierung Großbritanniens „British – Ostafrika“ als Protektorat ausgerufen. 1902 wurde das Bergland in Kenia dann als Siedlungskolonie für weiße Menschen freigegeben. Kenia wurde 1920 offiziell zur Kronkolonie Großbritanniens ernannt. In den darauffolgenden Jahren wurde das ostafrikanische Land lange Zeit von den Briten beherrscht. Die koloniale Geschichte prägte die Entwicklung Kenias und wirkt sich bis heute auf das Leben aus. Im Oktober 1952 ordnete der britische Gouverneur den Ausnahmezustand in Kenia an. Grund dafür war der Mord an dem afrikanischen Repräsentanten der Kolonialadministration. Daraufhin folgten Aufstände, welche unter dem Begriff Mau-Mau-Krieg bekannt sind. Erst im Jahre 1957 gab es die erste allgemeine Wahl in Kenia. Die erste Regierung wurde von der Kenya African National Union (KANU) gebildet. Jomo Kenyatta wurde am 1. Juni 1963 zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt. Daraufhin wurde Kenia im November desselben Jahres Einparteiensystem. Bereits einen Monat später erlangte Kenia nach jahrelanger Fremdherrschaft die Unabhängigkeit. Der erste Präsident in Kenia war der ehemalige Ministerpräsident Kenyatta. Bis heute gibt es freie Wahlen im ostafrikanischen Land, obgleich es auch immer Probleme im demokratischen System gibt. Beispielsweise wurde die Präsidentschaftswahl aus dem August 2017 aufgrund eines Heckerangriffs vom obersten Gerichtshof für ungültig erklärt.

Landwirtschaft
Die Landwirtschaft in Kenia ist für einen Großteil des Einkommens der Kenianer verantwortlich. Allerdings sind nur ca. 20% der Flächen des ganzen Landes für die Landwirtschaft nutzbar. Dies liegt an den kargen Böden, der geringen Niederschlagsmenge und dem Berg- und Brachland. Es wird hauptsächlich Tee, Kaffee, Sisal und Pyrethrum (zur Insektenbekämpfung) angebaut. Natürlich pflanzen die Menschen aber auch Erzeugnisse für den Eigenbedarf wie Weizen, Zuckerrohr, Bananen, Mais, Gerste, Reis, Bohnen, Baumwolle und Ananas an. Bei diesen Erzeugnissen ist der Export jedoch überschaubar. Rund um den Naivashasee werden Rosen in riesigen Plantagen angebaut, die auch nach Europa exportiert werden. Denn Kenia ist für einen bedeutenden Teil des europäischen Rosenmarkts verantwortlich. Vor allem die Mast- und Milchrinder sind in der Viehwirtschaft dominant. Die großen Betriebe haben mittlerweile einen beträchtlichen Entwicklungsstand. Hier schreitet die Modernisierung der Landwirtschaft immer weiter voran. Es gibt in Kenia eine Vielzahl an Wäldern, die unter Naturschutz stehen. Daher sind die Bambuswälder für die Papierindustrie weitgehend irrelevant. Der Dakatcha-Tropenwald ist sehr artenreich und wurde 2011 durch die Planung des Baus einer Jatropha-Plantage durch die Firma Kenya Jatropha Energy (zur Gewinnung von Energie durch Agrar) bedroht. Die Plantage würde sich auch auf die traditionelle Landwirtschaft auswirken, in der mehr als 20.000 Kleinbauern leben. Aus diesen Gründen war die Planung des Projekts von Anfang an stark umstritten und das Vorhaben wurde im Endeffekt gestoppt. Diese Entwicklung gibt darüber Aufschluss, wie sich das Land Kenia entwickelt. Denn für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung des ostafrikanischen Landes müssen zahlreiche Interessen berücksichtigt werden. Dazu gehören der Schutz von Artenvielfalt und Natur sowie die Lebensgrundlagen der einfachen Bevölkerung in Kenia.

Tourismus
Tourismus spielt für das ostafrikanische Land eine wichtige Rolle. Dabei punktet Kenia bei ausländischen Touristen mit einer beeindruckenden Vielfalt. Es gibt viele verschiedene Landschaften in Kenia, welche allesamt charakteristisch für den Kontinent sind. Wunderschöne Küstengebiete, weite Savannen, ein langes Korallenriff und Großwildtiere prägen das Land. Dazu kommen Schneegipfel und eine Wüste im äußersten Westen des Landes. Zudem gibt es die riesigen Nationalparks, in denen Touristen die afrikanische Tierwelt bewundern können. Insbesondere an den Küstenregionen tritt auch immer mehr Massentourismus auf. Europäische Touristen können hier moderne Resorts besuchen. Es gibt aber auch Gebiete im Landesinneren für den Individualtourismus, z. B. bei der Besteigung des Mount Kenya. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass das Land Kenia für jeden touristischen Zweck geeignet ist. Ausländer mit unterschiedlichen Vorlieben kommen bei einem Besuch Kenias auf ihre Kosten. Die Besucherzahl der Touristen lag im Jahr 2015 bei knapp 1.114.000 Menschen. Damit wurden im Jahr 2016 insgesamt ca. 824 Mio. US-Dollar eingenommen.
Musik und Tanz

Musik und Tanz

Vor allem die Hauptstadt Nairobi bietet vielfältige Tanz-, Musik- und Akrobatik-Shows. Diese finden entweder in Schulen, Kulturzentren, großen Hotels oder Theaterspielstätten statt. Traditionell sind die „Bomas of Kenya“, die „Gonda Traditional Entertainers“ und die „Original Zengala Band“ beliebt. Die bekanntesten Bands aus Kenia sind die „Them Mushrooms“ und die „Safari Sound Band“. Sie produzieren vor allem Musik für ausländische Touristen und zählen zu der Gruppierung „Hotelpops“. Diese Bezeichnung gibt darüber Aufschluss, dass die Bands insbesondere Musik in Hotels für ausländische Touristen spielen. Auch der Chor spielt eine zentrale Rolle in Kenia und ist meist religiös geprägt. Der bekannteste Chor ist der „Muungano National Choir“, der von Boniface Mganga geleitet wird. Dieser ist u.a. für den Gesang der kongolesischen „Missa Luba“ bekannt. Weitere berühmte Sänger sind Merry Johnson, Alex und Merry Ominde, Susan Awiyo, Kim4Love, Necessary Noize (auch bekannt als Nazizi), Juacali und Longombaz & Redsan.

Die Geschichte Kenias

Frühgeschichte bis Ankunft der Portugiesen um 1500
Basierend auf dem heutigen Forschungsstand zählten zu der kenianischen Urbevölkerung die Gruppe der Jäger und Sammler, denen die Okiek, Sirikwa und Gumba angehörten. Die frühe Geschichte Kenias gilt als umstritten. Hinsichtlich der Entstehung Kenias gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die erste relevante Gruppierung, die kuschitischsprachigen Völker aus dem Norden von Afrika, wanderten ca. 2000 v. Chr.in das heutige Land Kenia. Sie führten die Viehwirtschaft, vor allem die Rinderzucht, ein. Im Jahre der Geburt Christi wurden neue Technologien entwickelt, wie bspw. die Eisenverarbeitung. Den technischen Fortschritt trieben in Kenia insbesondere bantusprachige- und nilotische Völker voran. An der Küste von Kenia wurde ein internationales Handelsnetz aufgebaut. Römische und arabische Händler gingen regelmäßig ein und aus. Ob auch die inneren Gebiete Ostafrikas bereist wurden, ist fragwürdig. Mit Hilfe von alten Weltkarten konnte belegt werden, dass es schon damals große Seen und schneebedeckte Berge in Ostafrika gab, wobei der genaue Standort auf den Karten teilweise variierte. Zur Wende des zweiten Jahrhunderts wurde an der Küste Kenias sowohl kleine als auch große Handelsstädte errichtet. Diese haben sich an die arabische Welt und Kultur angelehnt, weshalb sich dort auch der Islam ausbreitete. Die Küstengebiete gehörten zu der Swahili-Gesellschaft, die als multikulturell und multiethnisch beschrieben wird. Es wurden viele Moscheen errichtet und prächtige Häuser, manche Städte bekamen sogar eine eigene Münzprägung. Die Entwicklung schritt in Kenia immer weiter voran.

1500 – 1900
Die Unabhängigkeit der Küstenregion wurde 1593 bis 1698 durch den Einfluss der Portugiesen deutlich eingeschränkt. Dennoch änderte dies nichts an der anhaltenden Migration aus Indien, Arabien, dem Inland und vielen Anrainergebieten des indischen Ozeans. Im Jahre 1698 wurde das Gebiet des arabischen Landes Oman erobert. Der einheimische Mazrui-Clan wurde im Jahre 1730 zum Verwalter der Küste ernannt. Dies unterstützte die Entwicklung der Selbständigkeit Kenias. Der Oman übernahm eine immer stärkere Kontrolle über die kenianische Küste, nachdem die Arubi-Dynastie von der Busaidi-Dynastie gestürzt worden ist. Dennoch wusste man wenig über die Kultur im Landesinneren Kenias. Die swahilischen Küstenhändler handelten mit Elfenbein und Sklaven über Zwischenhändler. Das Gerücht, dass die Bewohner im Landesinneren grausame und gefährliche Menschenfresser seien, breitete sich in der Küstenregion aus. Laut Schätzungen wohnten um 1800 ca. 2,5 Millionen Menschen in Kenia. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Küstenhändler, selbst ins Innere des Landes zu reisen. Grund dafür waren steigende Preise des Elfenbeins auf dem Weltmarkt. Diese Informationen stammen aus Berichten, die Auskunft über das Kenia vor der Kolonialzeit geben. Als Gefahr galten vor allem die Massai, welche im 19. Jahrhundert Teile Ostafrikas eroberten und eine Bedrohung für die Küstenstädte darstellten. Aus diesem Grund versuchten die Händler die Gebiete, die unter Einfluss der Massai standen, zu umgehen. Die Karawanen (die 300 bis mehr als 1000 Menschen umfassten) hatten einen hohen Bedarf an Lebensmitteln für Personal, welche die Ware (Elfenbein, Sklaven und Kautschuk) trugen. Kontakt zu den Menschen außerhalb der Küstenregion intensivierten sich durch den Handel. Folglich wurden z.B. Messing- und Kupferdraht, Feuerwaffen, Tücher und Stoffe verkauft. Zudem waren vor allem Güter aus Europa in Kenia sehr beliebt. Das vereinigte Königreich begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts, seinen starken Einfluss weiter auszubauen und das Kenia der damaligen Zeit zu verändern.

Kolonialgeschichte
1885 begann die Kolonie Kenias mit einem deutschen Protektorat, welcher die Festlandküste des Sultans von Sansibar und des Sultans von Witu umfasste. Im darauffolgenden Jahr wollte die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft die Gebiete an der Küste von Kenia kaufen. Im Jahre 1889 versuchte der deutschsprachige Kolonialist Carl Peters vergeblich, eine Begründung für die Rechte am Tana und Baringosee zu finden. Deutschland sicherten den britischen Einwohner indes all die Gebiete nördlich des Tanga-Viktoriasee zu. Im Jahre 1888 kam bereits die IBEA (Imperial British East Africa Company) nach Kenia und war für die Verwaltung von Britisch-Ostafrika bis zum Jahre 1895 zuständig. Entlang der Karawanenrouten errichtete die IBEA einzelne Stationen, die jedoch nur schwach besetzt waren. Der Transportweg zum Protektorat Buganda sollte zunächst gesichert werden, solange die Eisenbahn zum Viktoria-See noch gebaut wurde. Der Elfenbein- und Sklavenhandel im Landesinneren führte dazu, dass enge Kontakte zu den Europäern gepflegt wurden. Insbesondere der Massai unterstützte die Stationen und verpflichtete sich mit einer Vielzahl an Hilfs-Militär.

Frühe Kolonialzeit
Im Jahre 1895 übernahmen die Briten die Verwaltung des Gebietes und die Gesamtsituation in Kenia änderte sich nur wenig. Die Europäer hatten nur einen geringen Einfluss auf die Gebiete im Umkreis der wenigen Stationen. Durch den Bau der Bahn in Uganda vom Mombasa bis zum Viktoria-See im Jahre 1901 und durch die Hungerkatastrophe im Jahre 1899 gelang es der Administration, die koloniale Herrschaft in beliebten und sehr fruchtbaren Regionen durchzusetzen. Es gab zahlreiche „Strafexpeditionen“ zwischen 1890 und 1914, welche den Widerstand der Bevölkerung gegen die Kolonialübernahme in allen Teilen des Landes brachen. Doch der Widerstand war vielseitig. Die kenianischen Stämme mitsamt der minderwertigen Bewaffnung hatten wenig Chancen im Vergleich zu den Europäern. Der Widerstand wurde dadurch sehr schnell gebrochen. Im Zuge dessen wurden Ernten und Dörfer verbrannt. Dem Großteil der Bevölkerung wurde das Vieh geraubt und die Lebensgrundlage entzogen. Es kam zu einer Enteignung der großflächigen, fruchtbaren Gebiete. Diese wurden zu „White Highlands“ erklärt und an weiße Siedler verpachtet oder verkauft. Dadurch wurden die afrikanischen Einwohner (z.B. Girima, Nandi, Massai und Kikuyu) umgesiedelt und in für sie geografisch begrenzten Reservaten untergebracht, die sie nur mit Erlaubnis verlassen durften. Da die Administration nur schwach durch Europäer besetzt war und ansonsten von lokalen Chiefs und der Hilfspolizei geleitet wurde, war die vorhin erläuterte Regelung schwer durchzusetzen. Im Jahre 1905 wurden ca. 600 weiße Siedler, zwei Jahre später bereits 2000 weiße Siedler gezählt. Die Wachstumszahl stieg exponentiell nach der Fertigstellung der Eisenbahn, welche den Zuzug der Europäer erleichterte. Die Sprache Swahili wurde in Kenia als Sprache der kolonialen Unterdrücker bezeichnet, da sich die Beamten und ihre afrikanischen Angestellten mit Swahili artikulierten. In Tanganyika wurde Swahili im Gegensatz dazu als Sprache der Küstengesellschaft gesehen und durch den Karawanenwandel weit verbreitet. Hier zeigt sich erneut, dass es innerhalb des ostafrikanischen Landes durchaus deutliche Unterschiede hinsichtlich der Wahrnehmung der Kolonialmächte gab.

Der Erste Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg hat sich auf die politische Entwicklung Kenias nachhaltig ausgewirkt. Ostafrika wurde zu einem aktiven Kriegsschauplatz. Tausende von Afrikas Einwohnern wurden zum Kriegsdienst in Kenia zwangsverpflichtet. Rund 150.000 der 350.000 afrikanischen Soldaten, die an dem Krieg gegen Deutsch-Ostafrika mitwirkten, waren in Britisch-Ostafrika (Kenia) mitZwang rekrutiert worden und gehörte nicht den regulären Truppen an. Die Suche nach den Soldaten im Jahre 1917 glich einer Sklavenjagd. Die Männer wurden in die Kasernen getrieben, ohne sich vorher von ihren Angehörigen verabschieden zu können. Insgesamt wurden rund 50.000 Menschen für tot erklärt. Dabei starb jeder dritte Kriegsteilnehmer Kenias, doch nur ca. 4.300 Menschen davon gehörten den bewaffneten Gruppen an. Nach dem Krieg kam es zu einer weltweiten Grippeepidemie und auch in Kenia starben tausende Opfer an den Folgen der Krankheit. Die traumatischen Erfahrungen im Krieg haben sich auf die afrikanischen Kriegsteilnehmer ausgewirkt und das Land Kenia für eine lange Zeit geprägt. Der Krieg hatte sie gelehrt, dass die Herrschaft der Briten endlos sein könnte. Die kolonialen Mächte wurden vermehrt als temporärer Zustand erfunden, den die kenianische Bevölkerung ändern wollte.

Ausbau der Siedlerkolonie
Die Zahl der weißen Siedler stieg weiter an und stieg vor dem Ersten Weltkrieg auf 5438. Danach kam es zu einer neuen Zuzugswelle. Ziel war es vor allem, die hochrangigen Mitglieder des britischen Militärs, heranzuziehen. Im Jahre 1921 lebten in Kenia fast doppelt so viele weiße Siedler, ca. ein Drittel davon lebte allein von der Landwirtschaft. Kenia wurde 1920 offiziell zur Kronkolonie. Die Siedler in der Kolonie nahmen immer mehr Einfluss in der Verwaltung. Nach und nach wurde das Bild einer Südafrikanischen Union, die durch europäische und weiße Siedler bestimmt wird, verbreitet. Sie verlangten weitere Länder und die Verkleinerung der Reservate, damit sie die Afrikaner als günstige Arbeitskräfte zum Arbeiten auf ihrer Farm zwingen konnten. Jeder Afrikaner, der das 16. Lebensjahr erreicht hatte, wurde zu einer Registrierung gezwungen und musste seine Registrierungskarte an einem Band um den Hals tragen. Auf dem Chip waren auch die geleisteten Arbeitstage gespeichert. Dazu kam, dass die Afrikaner sehr hohe Steuern zahlen mussten, sodass sie gezwungen wurden, sich auf dem Lohnarbeitermarkt anzubieten.

Früher antikolonialer Widerstand
Die Umstände in Kenia führten zu großer Unzufriedenheit in Bezug auf das Verwaltungssystem. Die afrikanischen Oberhäupter, die von der Kolonialverwaltung eingesetzt wurden, und die afrikanischen Polizisten („Tribal Retainer“) lebten von Schmiergeldern und Korruption, da sie sehr schlecht bezahlt wurden. Dies führte zu einem willkürlichen Zustand, bei dem sich die Angestellten der Kolonialmacht jedes Mal ungestraft bereicherten. Sie stahlen ihnen Land und Vieh, sodass viele Menschen dadurch mittellos wurden.
Anfang der 1920er Jahre bildeten sich politische Gruppen, die versuchten, den kolonialen Verwaltungsprozess zu stoppen und die Regierung zu stürzen. In Nairobi entstand die „East African Association“. Sie bestand aus christlichen und muslimischen Afrikanern aus unterschiedlichen Regionen Kenias sowie anderen Teilen Ostafrikas, wie z.B. Uganda. Sie forderten eine Steuersenkung und wollten die Registrierungskarten abschaffen. Dazu trafen sie sich in großen Meetings in Nairobi. Nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlichen Gebieten, lehnten sich die Kenianer gegen den kolonialen Verwaltungsprozess auf. Im Kikuyugebiet wurde eine ähnliche Organisation gegründet, die „Kikuyu Association“, die dieselben Forderungen stellte und damit auch offensiv an die Öffentlichkeit ging. Im Westen von Kenia (im Missionszentrum Maseno) gab es die „Young Kavirono Association“, die aus jungen, gebildeten Afrikanern bestand. Sie lehnten sich ebenfalls gegen die hohe Steuerlast, das demütigende Regierungssystem und die Enteignung des Landes für europäische Siedler auf. Als Vorbild diente der Kikuyu „Harry Thuku“, der durch das ganze Land gereist ist und der in öffentlichen Versammlungen den Frust und die Unzufriedenheit der Menschen in politische Aktivität umwandeln wollte. Thuku wurde im März 1922 verhaftet. Infolgedessen kam es zu einer offenen Konfrontation direkt an der Polizeistation in Nairobi, wo Thuku in Gewahrsam war. Dabei wurden mehr als zwanzig protestierende Afrikaner getötet und Thuku wurde in den Norden Kenias verbannt. Anschließend ging die politische Aktivität kurzfristig zurück. Die Einschüchterungstaktik hatte augenscheinlich Erfolg. Kurze Zeit später wurde die „Kikuyu Central Asscociation (KCA)“ gegründet. KCA ist eine politische Partei, die von Kikuyu dominiert wurde. Diese forderte Steuersenkungen, die Rückgabe des enteigneten Landes und afrikanische Abgeordnete im Legislativ Council. Der afrikanische Widerstand bekam kaum Beachtung und wurde von den Verantwortlichen nie wirklich ernst genommen. Im Gegensatz dazu sorgten Forderungen des indischen Bevölkerungsteils in Kenia für Unruhe bei der Verwaltung. Diese forderten das Wahlrecht, Einreise ohne Beschränkungen und die Aufhebung der Rassengrenzen. Daraufhin reagierten die europäischen Siedler mit aggressivem Widerstand. Sie schlossen sich zusammen und planten einen Aufstand, um für ein unabhängiges Kenia zu kämpfen. Die Revolte kam jedoch nie zustande, da ein politischer Kompromiss gefunden wurde. Der Legislative Council bestand jetzt aus insgesamt 17 Mitgliedern, davon wurden elf europäische Mitglieder, fünf indische und ein arabisches Mitglied gewählt. Es wurde eine Apartheidpolitik gegenüber den Afrikanern vereinbart und auch durchgesetzt.

Mission und Bildung
Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich die Entwicklung der Missionsgesellschaften fort, es wurden zahlreiche Missionsstationen, hauptsächlich in bevölkerungsreichen Gebieten in Zentralamerika und im Westen, eröffnet. Diese waren u.a. protestantisch, reformiert, katholisch, freikirchlich, britisch, amerikanisch, italienisch oder französisch geprägt. Die Menschen bekamen nun die Chance, europäische Bildung zu erwerben. Einige der bekannten Politiker Kenias waren ehemalige Missionsschüler, z.B. der erste Präsident Jomo Kenyatta. Die Kolonialregierung hatte sich dazu verpflichtet, allen Afrikanern den Besuch der Schule zu ermöglichen. Allerdings setzten sich hauptsächlich die Missionen dafür ein und stellten entsprechende Bildungsangebote auf. Dies führte zu einem Konflikt, da sich die Missionen gegen den Kulturimperialismus auflehnten und nach Unabhängigkeit strebten. Höhepunkt war die große Debatte um die Praxis der Beschneidung von Mädchen und Frauen im Jahre 1920, welche die Mission verbot. Daraufhin kehrten mehrere tausend Kikuyu den Missionen den Rücken und gründeten unabhängige Einrichtungen, wie Schulen oder auch Kirchen.

Die koloniale Wirtschaft
Die Landwirtschaft war nicht rentabel genug, obwohl die Mehrzahl der weißen Siedler ihren Lebensunterhalt dadurch finanzierte. Viele Bauern konnten von Landspekulationen profitieren. Das entwendete Land der Afrikaner wurde gegen Schleuderpreise abgegeben und konnte somit zu einem hohen Preis an Siedler weiterverkauft werden. Es ging viel Geld für gescheiterte Ideen wie z.B. den Anbau von Sisal, Kautschuk oder Cash Crops verloren, bis sich die Hauptanbauprodukte Kaffee und Tee letztendlich durchsetzten. Einen hohen Gewinn erzielten Getreide wie Mais und Weizen. Dies geschah vor allem 1920, als die Preise weltweit rasant stiegen. Um die afrikanischen Landwirte als Konkurrenz auszuschalten, wurden sie vom Exportmarkt ausgeschlossen. Als jedoch die Weltmarktpreise stark fielen, konnte nur durch extreme Zuschüsse der Regierung der Zusammenbruch der Siedler-Wirtschaft verhindert werden.

Der Zweite Weltkrieg
Der zweite Weltkrieg führte zu einem starken Zuwachs der Wirtschaft in Kenia. Die Konjunktur verlief in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts positiv. Die weißen Siedler waren für die Nahrungsmittelversorgung Großbritanniens zuständig und bekamen dafür ein festes Entgelt. Durch das Geld wurde die Mechanisierung der Landwirtschaft beschleunigt, sodass Arbeiter auf der Farm nicht mehr gebraucht wurden. Daraufhin vertrieben viele Siedler die afrikanischen Arbeiter von ihrem Land in die Reservate. Dies wiederum führte dazu, dass die Landknappheit stieg und die Bevölkerung zunehmend frustriert war. Dennoch wuchs der politische Einfluss der Siedler. Nach dem Krieg erhöhte sich die Einwanderung von weißen Siedlern auf 40.000. Sie verfolgten das Ziel, politische Eigenständigkeit von Großbritannien zu erreichen und einen Apartheidstaat zu gründen, der Afrikanern keine Rechte oder die Chance auf politische Meinungsäußerung einräumte.

Freiheitskampf
Im Oktober 1952 wurde ein Ausnahmezustand ausgerufen. Grund dafür waren die bewaffneten Aktivitäten der Mau Mau. Durch die Landenteignungen, die Besteuerung, die Ausbeutung der afrikanischen Squatter und den Ausschluss der afrikanischen Bevölkerung bei politischen und wirtschaftlichen Themen, bildeten sich radikale Gruppen, die gewalttätig gegen weiße Siedler und die Regierung vorgingen. Die Kolonialregierung agierte mit Strenge und Härte. Unzählige afrikanische Führungspersonen wurden verhaftet, u.a. Jomo Kenyatta, obwohl er mit den Mau Mau in keinerlei Verbindung stand. Die Mau Mau wurden verfolgt, rund eine Millionen Kikuyu wurden in Lager gebracht, um die Zusammenarbeit der Zivilbevölkerung mit den Freiheitskämpfern zu verhindern. Im Jahre 1956 wurden die Mau Mau als endgültig besiegt erklärt. Zeitgleich haben sich zahlreiche Oppositionsgruppen gebildet. Es wurden Streiks seitens der Gewerkschaften organisiert und politische Parteien versuchten, Reformen zu erwirken. Durch die ganzen Interventionen wurde es unmöglich, die Afrikaner weiterhin aus den Entscheidungsprozessen herauszuhalten. Im Jahr 1963 wurde Kenyatta zum Premierminister gewählt und Ende des Jahres 1963 erlangte Kenia die Unabhängigkeit. Daraufhin konnte Kenia in das „Commonwealth of Nations“ eintreten.

Geschichte des Frauenwahlrechts
Seit 1907 wurde eine gesetzgebende Versammlung in Kenia eingeführt. Weiße Frauen bekamen in Kenia im Jahre 1919 das Wahlrecht (beeinflusst durch das Wahlrecht in Großbritannien). Männer und Frauen mit asiatischen Wurzeln bekamen im Jahr 1923 das Wahlrecht, Dunkelhäutige erst 1957. Voraussetzung war bei ihnen Besitz und Bildung. Afrikanische Frauen wurden weitestgehend ausgeschlossen. Alles in allem erlangten ungefähr 60 % der Bevölkerung das Wahlrecht. Nur Frauen arabischen Ursprungs waren komplett vom Wahlrecht ausgeschlossen, weshalb sie bei der Kolonialregierung eine Petition einlegten, um gegen den Ausschluss zu protestieren. Dieses Wirken war von Erfolg gekrönt, sodass auch arabische Frauen anschließend wählen dürften. Das allgemeine Wahlrecht für alle Menschen ab dem 18. Lebensjahr wurde erst mit der Unabhängigkeit am 12. Dezember 1963 eingeführt. Drei Jahre später wurde auch die erste Frau (Phoebe Asoiyo) ins nationale Parlament gewählt.

Demokratisierung 1992-2002
Anfang der 90er Jahre gab Moi aufgrund des Drucks westlicher Regierungen und der Weltbank erstmals dem Mehrparteiensystem eine Chance. In Kenia bildete sich eine breit aufgestellte politische Opposition („Forum fort he Restauration of Democracy“, FORD). Im Jahre 1991 wurde das Mehrparteiensystem durch das kenianische Parlament eingeführt. Noch vor den Wahlen Ende 1992 wurde die Opposition zerschlagen und teilte sich in ethnisch unterschiedlich geprägte Gruppen auf. Dies führte zu einer knappen Mehrheitswahl für Moi und seiner KANU. In darauffolgenden Wahlen schaffte es die neu gebildete Opposition, die Verabschiedung eines Reformpakets durchzusetzen und wurde damit erstmals an der Wahlkommission, der Regierung und am Medienzugang beteiligt. Im August 1998 gab es eine große Bombardierung mit anschließenden Explosionen auf die US-Botschaften in Daressalum und in Nairobi, welche 212 Todesopfer und 4000 Verletzte forderte.

Präsident Mwai Kibaki
Der nachfolgende Präsident war Mois früherer Vizepräsident Mwai Kibaki mit der „National Rainbow Coalition“ (NARC) und „New African Rainbow Coalition“.Kibaki und seine Regierung galten jedoch als stark umstritten. Insbesondere wurde diese dafür kritisiert, dass sich nicht wirklich etwas ändern würde (NARC wurde öffentlich zum Spruch „Nothing (H)As Really Changed“ umgedichtet. Im November 2005 lehnte die Bevölkerung in einer Volksabstimmung den stark veränderten Entwurf der Verfassung der Regierung (Wako Draft) ab. Auch bei Kibakis Präsidentschaft war Korruption weit verbreitet. So wurden 1990 zwar einzelne Skandale aufgedeckt wie der „Goldenberg-Skandal“ oder der „Anglo-Leasing-Skandal“, doch die Täter wurden weder strafrechtlich verfolgt, noch belangt.

Präsident Uhuru Kenyatta
2013 wurde Uhuru Kenyatta, Sohn von Jomo Kenyatta, Kenias nächster Präsident. Zehn Jahre zuvor hatte er die Wahl noch gegen den ehemaligen Präsidenten Kibaki verloren. Im Jahr 2010 kam es zu einer Anklage wegen Anstiftung zu Unruhen bei der Wahl 2003. Das Verfahren wurde aber 2014 eingestellt, da es nicht genügend Beweise gegen Kenyatta gab. 2017 wurde die Zugstrecke „Standard Gauge Railway“ von einem chinesischen Unternehmen errichtet und erschloss die Strecke von Mombasa nach Nairobi. Ein paar Monate später gewann Kenyatta die Präsidentschaftswahl gegen Raila Odinga zum zweiten Mal. Sie musste aber im Oktober nach einer Wahlannullierung wiederholt werden. Odinga rief aus Wut zum Boykott der Wahl auf. Doch Kenyatta bekam rund 98 % der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von rund 35 % und gewann dadurch die Präsidentschaftswahl endgültig.